Ortsgemeinde Maßweiler

Liebe Gemeinde,

eigentlich ist es üblich, dass man sich für den Volkstrauertag eine vorgefertigte Rede aussucht, diese noch mit ein paar eigenen Worten verändert und dann vorträgt.

 

In diesem Jahr ist dies bei mir anders, die letzten Monate und vor allem die Geschehnisse am Freitag, haben mich veranlasst Themen anzusprechen, die uns alle beschäftigen.

 

Voriges Jahr habe ich über den ersten Weltkrieg, der vor hundert Jahren ausgebrochen war und vielen junge Menschen und Familien das Leben und damit die Zukunft genommen hat, gesprochen.

 

Im Mai vor siebzig Jahren endete der zweite Weltkrieg zumindest in Europa, in der Welt sollte er noch bis September dauern.
In diesem Krieg schätzte man die Opfer auf 60 bis 70 Millionen Menschen, auch deswegen trauern wir und versammeln uns jedes Jahr an unserem Denkmal, das uns natürlich auch als Mahnmal dient. Die unter uns, die als Kinder und Jugendliche diese Zeit voller Trauer, Leid und Entbehrungen erlebt haben, können beurteilen, wie wichtig es ist, eine friedliche, warmherzige Zeit zu erhalten.

 

Und schauen wir zurück, dann dürfen wir eines nicht vergessen! Vor 70 Jahren mussten 14 Millionen Menschen aus Ost- und Ostmitteleuropa ihre Heimat verlassen. Es war die größte Völkerwanderung seit der Antike! Insgesamt, so schätzt man, hat man vor, im und nach dem zweiten Weltkrieg 60 Millionen Menschen zu Zwangsemigranten gemacht. Das sind ca. 75 % der Einwohner Deutschlands. Wie gesagt, vor noch nicht einmal 80 Jahren.

 

Schaut man sich die Liste der heutigen Kriege an, so sind es zurzeit 38 Konflikte mit kriegerischer Auseinandersetzung auch unter indirekter Beteiligung eigentlich friedlicher Staaten. Egal aus welchem Anlass heraus ein solcher Krieg geführt wird, so erscheint er uns allen als unsinnig und verfehlt, unmenschlich ist er sowieso. Unbeteiligte Menschen und Kinder verlieren ihr Leben, Angehörige werden in Leid und Trauer gestürzt. Warum? Ist es da nicht verständlich, dass diese Menschen unglaubliches auf sich nehmen und diesem Krieg entfliehen wollen? Stehen wir denn heute nicht vor diesem Denkmal, um den Menschen zu gedenken, die damals keine Chance hatten dem Krieg zu entfliehen oder die während ihrer Flucht zum Opfer wurden?

 

Am Freitag wurden 400 km von uns entfernt, in Paris, wahrscheinlich mehr als 130 Menschen getötet. Männer, Frauen und Kinder, die noch Pläne hatten für das Wochenende, für dieses Jahr, für die Zukunft. Ausgelöscht wegen eines Krieges, den wir nicht verstehen und begreifen können. Diese unerträglichen Selbstmordattentate und wahllose Morde an Zivilisten geschehen fast jeden Tag in den Kriegsgebieten.

 

Ich kann Ihnen nicht sagen, welche Lösungen es für diese Kriege gibt, aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir denen helfen müssen, die diesem barbarischen Krieg entfliehen wollen. Unsere christlichen Werte sind Barmherzigkeit und Nächstenliebe, deshalb sollten wir den Menschen, die zu uns kommen offen und herzlich begegnen. Vielleicht ist es kein Zufall, dass wir heute vor dieser Herausforderung stehen!

 

Ich kann nicht verstehen, dass es bei uns Menschen gibt, die Flüchtlingsunterkünfte abbrennen und gegen solche Hilfeleistungen, die von uns bereits erbracht werden, auf die Straßen gehen und demonstrieren. Schade, dass unsere Medien diesen Menschen noch eine Plattform bieten und darüber in allen Nachrichtensendungen berichten. Schade, dass solche Menschen noch als Freunde in Facebook ihre Pamphlete veröffentlichen können. Eigentliche sollten uns diese Ereignisse keine Presseberichte wert sein oder diese Personen als Facebook-Freunde gelöscht werden.

 

Vielleicht denke ich zu einfach, aber gemessen an unseren Einwohnern, gehen gerade mal ca. 0,1 % der Menschen auf die Straße, die für sich in Anspruch nehmen: Wir sind das Volk!

Das sind Sie, weiß Gott, nicht! Und, werden es, auch hoffentlich niemals sein....

 

Heute ist ein Tag, an dem wir gemeinsam allen Opfern dieser Kriege gedenken und an dem wir denen Hoffnung geben, die ihre Heimat aus Angst verlassen mussten und hoffentlich bald wieder in Frieden zurückkehren können.

 

Vielen Dank.

 

 

 

 

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